Auf den Straßen

Obwohl ich dieses Wochenende prima hätte nutzen können um in der Bibliothek zu lernen, hatte ich mich von Harry und Bart breitschlagen lassen, sie nach Hogesmeade zu begleiten. Und ich war froh drüber! Denn hier war es wunderschön. Die winterliche Landschaft sah aus wie aus einem Märchenbuch und überall gab es etwas tolles zu sehen.
Nachdem wir durch die Sicherheitskontrolle am Tor zum Schulgelände gekommen waren und den abfallenden Weg nach Hogsmeade herunter gelaufen waren, wanderten wir durch die Straßen, blieben hier und da an einem Schaufenster stehen und genossen den Ausflug. Die ganze Schule schien hier zu seinen. Aber täuschte ich mich, oder liefen hier auch Auroren herum? Vielleicht waren sie vom Ministerium zur Sicherheit der Schule hier in Hogsmeade stationiert worden, ich wusste es nicht - es klang aber logisch für mich.
Als Harry mich nach dem Gerät fragte schnalzte ich mit der Zunge.
"Das war ein Geheimnisdetektor, er gehört zu den Antiobskuraten und kann schwarzmagische Objekte sowie magische Verkleidungen und der gleichen aufspüren.", erklärte ich.

Bart war kalt. Der Wind drang durch seinen Winterumhang, welcher an den Knöcheln etwas zu kurz war. Er raffte den Umhang so gut es ging um seinen Körper und zog sich die Mütze auf dem Kopf zurecht.
Er lauschte Merediths erklärung und rollte nur mit den Augen. So gerne er sie auch hatte, sie klang immer als würde sie grade im Unterricht eine frage beantworten.
"Aber warum werden wir überprüft, wenn wir die Schule verlassen? Ich meine, mal ganz ehrlich, ist doch egal ob wir schwarzmagische Objekte rausschmuggeln. Besser raus als rein, oder?"

Ich setzte meinen strengen Blick auf und schaute Bart durchdringen an.
"Stell dich doch bitte nicht so blöd, Bart!", sagte ich ernst, "Natürlich ist es auch gefährlich, wenn schwarzmagische Objekte aus der Schule herausgebracht werden! Es könnte ja irgendwas sein, womit die Todesser die Sicherheitszauber rund um die Schule überwinden können. Oder jemand hat sich in einen anderen verwandelt, z.B. durch Vielsaft-Trank, und bringt diesen dann zu einem Todesser, der hier in Hogsmeade wartet, dieser verwandelt sich ebenfalls mit Vielsaft-Trank und gelangt so in die Schule. Willst DU einen Todesser in der Schule haben, Bart? Wohl eher nicht!"

Bart schrecke vor Merediths strengen Blick etwas zurück. Er konnte sich nicht helfen, aber sie sah mit diesem Blick Professor McGonagall verblüffend ähnlich.
"Natürlich will ich keine Todesser in der Schule haben!", verteidigte er sich und hob abwehrend die Hände. "Es sind numal nicht alle so schlau wie du, Meredith und denken immer an alles." Komplimente beruhigten Meredith immer am besten, das hatte Bart im Laufe der Jahre gelernt. "Aber kannst du mir mal bitte erklären, was bei Merlins Bart jetzt schon wieder der Vielsaft-Trank ist?"

Ich kommentierte Barts Kompliment mit einer abweisenden Handbewegung. So leicht kam er mir nicht vom Hacken, auch wenn er und Harry das scheinbar immer zu glauben schienen.
"Dann denk das nächste mal vorher nach, bevor du den Mund auf machst!", meckerte ich.
Als Bart nach dem Vielsaft-Trank fragte, wollte ich ihm erst nicht antworten. Andererseits kam es nicht oft vor, dass Bart mich etwas schulisches Fragte (außer es ging um die Hausaufgaben) also wollte ich ihn auch nicht im Regen stehen lassen.
"Der Vielsaft-Trank ist ein total komplizierter Zaubertrank, eine Katastrophe, wenn man bei seiner Zubereitung etwas falsch macht, mit dem man sich in jeden beliebigen Menschen verwandeln kann, solange man ein Stück von dieser Person dem Trank hinzufügt. Also z.B. ein Haar der Person, in die man sich verwandeln möchte. Die Wirkung hält genau eine Stunde an, Ich habe davon in Höchste potente Zaubertränke gelesen, welches in der Verbotenen Abteilung steht. Professor Lupin hatte mir aber für unseren Aufsatz über magische Täuschungen eine Sondergenehmigung ausgestellt."

Sofort wand ich mich Harry zu, denn ich hatte keine Lust mich weiter mit Bart zu streiten.
"Das habe ich mir vorhin auch schon überlegt.", sagte ich mit gedämpfter Stimme. "Die sehen nicht wie Passanten aus. Außerdem habe ich sie letztes Jahr hier auch nicht gesehen. Hogsmeade ist ja nicht so groß."
Im Vorbeigehen schaute ich flüchtig einen der Männer, in den schlichten schwarzen Umhängen an. Seine Hand befand sich in seiner Innentasche und ich war mir sicher, dass er dort seinen Zauberstab umklammerte. Bereit, ihn sofort zu zücken, sollte es nach Ärger aussehen. "Ist sowieso komisch, findet ihr nicht? Das keine Auroren in der Schule sind, meine ich."

Bart folgte den beiden etwas hinten auf und versuchte trotz des Windes den flüsternden Ton seiner Freunde zu verstehen. Das war gar nicht so leicht, denn der Wind war sehr laut.
Als Meredith geendet hatte, warf sich Bart etwas in die Brust und schloss zu seinen beiden Freunden auf.
"Ich weiß, warum keine Auroren in der Schule sind.", verkündete er fast schon feierlich. Es kam nicht oft vor, dass er Meredith etwas erklären konnte und das wollte er jetzt mal so richtig genießen. "Ich habe vor Anfang des Schuljahres meine Mutter und meinen Vater reden hören. Ihr wisst ja, dass Dad im Ministerium arbeitet. Er hat mitbekommen, wie sich der Minister mit dem Leiter des Aurorenbüros unterhalten hat. Dumbledore wollte keine Auroren auf dem Schulgelände haben. Er hat sogar die Genehmigung aller Schulbeiräte eingeholt, ganz allein die Entscheidungsgewalt über die Sicherung der Schule zu haben. Deshalb hat der Minister Auroren hier in Hogsmeade stationiert. So sollen halt die Schule von hier aus bewachen."

"Das erzählst du uns erst jetzt?", fragte ich Bart schockiert.
Ich überlegte kurz. Warum wollte Dumbledore keine Auroren auf dem Schulgelände haben? Dafür musste es einen guten Grund geben.
Zum einen war die Schule natürlich durch uralte Zauber geschützt, dass wusste ich aus Die Gesichte Hogwarts, zum anderen hatte Dumbledore sicherlich selbst noch einige Schutzzauber ausgeführt und sicherlich war auch der Orden des Phönix mit dem Schutz der Schule beauftragt worden.
"Vielleicht traut Dumbledore dem Ministerium nicht.", vermutete ich mit flüsternder Stimme. "Vielleicht glaubt Dumbledore ja, dass Du-weißt-schon-wer das Ministerium unterwandert hat. Dann wäre es natürlich gefährlich, das Ministerium in den Schutz von Hogwarts einzubeziehen. Denn Dumbledore müsste ihnen dann ja alle Schutzmaßnahmen rund um die Schule offenlegen."
Ja, ich fand das war die einzig logische Erklärung. Allerdings beunruhigte sich mich.

"Ja, tschuldigung. Ich hab mir bis eben halt keine Gedanken drüber gemacht.", meckerte Bart zurück, sah jedoch gleich, dass Meredith bereits in Gedanken versunken war. Als sie ihre Vermutung äußerte, zuckte Dart innerlich zusammen.
"Ach, red doch keinen stuss! Das kann gar nicht sein! Der neue Minister hat total viele Sicherheitsmaßnahmen veranlasst. WIe sollte Du-weißt-schon-wer es denn so bitte schaffen, dass Ministerium zu unterwandern?"

"Stuss? Ich rede also Stuss, soso!", brauste ich auf. "Bart, wir reden hier von Du-weißt-schon-wen! Ich habe in Aufstieg und Fall der dunklen Künste alles darüber gelesen, wie es war als er das letzte mal mächtig war. Er hat Leute verhext oder sie erpresst. Glaubst du wirklich, all seine Anhänger waren Todesser? Ganz viele dienten ihm nicht freiwillig sondern wurden dazu genötigt. Sie wurden bedroht, oder ihre Familien entführt oder standen unter dem Imperiusfluch."
Ich blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Deshalb will Dumbledore keine Auroren in der Schule haben. Er fürchtet, dass Du-weißt-schon-wer Leute im Ministerium hat. Ob nun Todesser oder welche, die er wie auch immer dazu nötigt ihm zu dienen. Wenn du eine andere Erklärung hast, eine die Sinn macht, dann raus damit!"
Ich schaute Bart herausfordernd an und wartet mit der Gewissheit, diese Diskussion gewonnen zu haben.

Ich zog ein Gesicht. Eigentlich hatte Harry ja recht...
Für ihn mussten Gespräche über Voldemort (ich konnte diesen Namen kaum denken) besonders schwer sein.
Als er nach Weihnachten fragte, stach es mir kurz in der Brust. Ich wusste natürlich, dass Harry - wie jedes Jahr - Weihnachten in Hogwarts verbringen würde. Er hatte keine Eltern mehr, zu denen er heim kommen konnte und sein Onkel und seine Tante ... Naja das war wohl ein Thema für sich.
Aber dieses Jahr sollte es anders werden. Ich hatte einen Plan, von dem Harry noch nichts wusste.
"Ach ja, Weihnachten.", sagte ich in möglichst beiläufigen Ton. "Ich habe Mum und Dad letzte Woche geschrieben, dass ich Weihnachten dieses Jahr in Hogwarts verbringe. Sie waren natürlich ein wenig enttäuscht, aber als ich ihnen erklärt habe, dass ich mich auf die Prüfungen vorbereiten muss ... Das haben sie natürlich verstanden.", erklärte ich und schlenderte weiter.

Ich blieb nicht stehen, sondern spazierte gemütlich weiter.
"Hab ich doch grade gesagt.", sagte ich und lächelte Harry über meine Schulter hinweg an. "Ich muss mich auf die Prüfungen vorbereiten und das geht nun mal am besten hier in der Bibliothek. Und über die Ferien ist es bestimmt total ruhig und ich kann in Ruhe lernen."
Dann blieb ich jedoch doch stehen, denn ich sah die Feuchtigkeit in Harrys Augen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Natürlich war das mit dem Lernen nur eine Ausrede! Ich wollte nicht, dass dieses Jahr Harry erneut alleine Weihnachten in Hogwarts feiern musste. Aber mit solch einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet.
"Ist alles okay bei dir, Harry?"

Bart stellte sich etwas verlegen zu seinen beiden Freunden.
Er wusste nicht so recht, was er jetzt machen sollte. Solche Gefühlsausbrüche war er von seinem besten Freund gar nicht gewöhnt. Natürlich wusste Bart um die Schönheit des Weihnachtsfestes in Hogwarts. Immer schon hatte er es mal erleben wollen, aber seine Eltern hatten immer drauf bestenden ihn Weihnachten bei sich zu haben. Aber dieses Jahr sollte alles anders werden. "Also Alter, eigentlich wollte ich dir ja sagen, dass ich über die Ferien auch in Hogwarts bleibe ... aber ich habe keine Lust auf Gruppenkuscheln, also lasse ich das lieber.", erklärte Bart und lächelte.

Ich löste mich nach einiger Zeit aus der Dreier-Umarmung, meine Wangen waren rot und fühlten sich heiß an. Ich hatte mit so einer Reaktion nicht gerechnet. Manchmal vergaß ich, dass Harry bisher ein so schweres Leben hatte und sich oft über freundschaftliche Kleinigkeiten mehr freute, als man es sich vorstellen konnte.
Etwas verlegen rückte ich meine Mütze zurecht und fingerte an meinem Schal herum.
"Ähm ... ja ...", stammelte ich. "Mum und Dad haben mir etwas Geld geschickt, weil ich mir doch zu Weihnachten ein Haustier gewünscht habe. Sie meinten, ich solle es mir doch am besten selber aussuchen. Ich dachte an eine Eule. Dort hinten, etwas abseits, gibt es einen neuen Laden. Wollen wir dort jetzt hingehen?"

Bart war froh, als Meredith die Gruppenumarmung beendete. Seine Ohren waren rot angelaufen und er spührte Verlegenheit. Wer hätte gedacht, dass Harry sich so darüber freuen würde?!
Als Meredith erzählte, sie wolle sich eine Eule kaufen, war Bart gleich hellauf begesitert. Langsam merkte er nämlich, wie seine Füße kalt wurden und alles war besser, als hier draußen zu stehen.
"Dann aber mal gleich los! Danach gehen wir in die Drei Besen, ja? Ich brauch ein Butterbier um mich aufzuwärmen."
Und zu dritt machten sie sich auf den Weg zu dem etwas abseitsgelegenen Laden für magische Haustiere.

(alle drei) abgelegene Seitenstraße